Montag, 29. September 2008

Vorbei

Ilja (Илья)

Sohn von Lera und Andrei
Chlöpfer : )
Denkmal des 2. Weltkrieges für die Gefallenen



Fondueabend
Rückflug bei Vollmond
Schweiz

Moskau – Stadt der Farben, der Lichter, eine Stadt die nie schläft…
Stadt der Träume und Hoffnung… wie viele suchten und suchen hier ihr Glück…
Moskau ist wie ein Magnet, so sagte mir im letzten Jahr ein Armenier; welcher hier arbeitete. Diese Anziehung ist spürbar und wer sich für Geschichte und Kultur von Russland interessiert, muss diese Stadt einfach lieben… Falls ihr es mal nach Moskau schafft, verpasst es nicht euch spät abends ein Taxi zu mieten und euch kreuz und quer durch die Innenstadt fahren zu lassen, es ist ein überwältigender Anblick…
Bei Piotr, Lusia und ihrem kleinen Sohn Ilja verbrachte ich die letzten Tage meiner Reise. Am ersten Abend trafen wir uns alle in einer Bannja, meine letzte für lange Zeit... und da es in der Bannja sehr wichtig ist zu trinken, waren wir vorbildlich mit Bier ausgerüstetJ. Am nächsten Tag spazierten wir lange durch Selenograd, wo mehr oder weniger alle der Tourengruppe wohnen oder wohnten – eine sehr grüne und freundliche Stadt, von Moskau aus in 40 Minuten mit der Elektritschka (Zug) zu erreichen.
Die ganze Woche wurde ich von Lusia und Piotr verköstigt, beherbergt, die Gastfreundschaft war sensationell… Danke! Vielen, vielen Dank für alles!!!

Am Montag verbrachte ich den vollen Tag damit eine Möglichkeit zu suchen, mit dem ganzen Bagage nach Hause zu kommen. Mein grösster Wunsch war es, im Zug nach Hause zu fahren – das Flugzeug schien mir ein zu schneller & krasser Ausstieg nach so lange Zeit weg von zu Hause. Leider musste ich bald begreifen, dass mein Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde. Ohne Gepäckwagon und einem Zug, der bis auf den letzten Platz belegt war, war es schlicht ein Ding der Unmöglichkeit…
Den ganzen Tag jagte ich so der Möglichkeit nach, ein Busunternehmen zu finden, welches nach Deutschland oder in die Schweiz fahren würde. Leider passten die Daten nicht.
So blieb nur noch das Flugzeug, das Gepäck gab ich als Fracht auf, um den Preis günstiger zu halten. Zu spät merkte ich, dass ein Flugticket nicht nötig gewesen wäre, d.h. dass ich das Gepäck hätte aufgeben können und trotzdem mit dem Zug zurückfahren. Nun ja… Pech.

Die Tage verbrachte ich hauptsächlich in Moskau wo ich herumspazierte, die berühmte Tretjakowski - Gallery besuchte und sonstige schöne Plätze und Kirchen besichtigte. Im Gegensatz zu unseren oft düsteren und bedrückenden Bauten, spürt man dort wirklich die Gegenwart von etwas Übermächtigem, etwas Heiligem und wesentlich – von etwas Gutem und nicht Bedrohendem…
Die farbigen Bilder, das glänzende Gold, die Mosaike aus Natursteinen, die gütigen Gesichter der Heiligen, Kunstwerke die zum Glück zu Stalins Herrschaft nicht alle zerstört oder danach wieder aufgebaut wurden.

Am Mittwoch dann ein Höhepunkt, viele von uns trafen sich abends in Moskau in einem kleinen, rauchigen und stimmungsvollen Kaffee wieder, wo Maksim ein Konzert organisiert hatte. Der witzige, aber doch eher stille Maksim kam aus sich raus und brachte die Leute zum Tanzen und Singen… Die Stimmung war super! Von einigen wurde ich ausgequetscht über meine Reise. Sie kannten mich schon vom Hörensagen und wollten nun wissen, wie mir Russland gefallen habe, ob ich nicht Angst gehabt habe, ob die Leute gut seien…
Ich konnte von ganzem Herzen schwärmen und ich glaube, es tat ihnen gut. Besonders in einer Zeit, in der die Welt wieder einmal mit Fingern auf sie zeigt und Russland erneut als Feindbild gilt… Nach dem Krieg in Georgien sind viele Russen enttäuscht und verletzt darüber, dass die ausländische Presse ihnen die ganze Schuld zuschiebt, deshalb wurde ich auch nicht selten gefragt, ob man bei uns in der Schweiz gleich denke wie in Amerika…
Danach übernachteten wir bei Lusias Schwester Olga, welche sich als ein absoluter Schatz herausstellte. Sie bekochte uns fantastisch und erklärte sich auf Lusias Anfrage, mir mit der Gepäckabgabe zu helfen, sofort als einverstanden. Ich wehrte mich zuerst, sah nicht ein, weshalb eine fremde Person sich für mich so viel Zeit nehmen sollte, doch ich war im Nachhinein so froh um sie… Die Gepäckaufgabe dauerte etwa 5 Stunden, doch nicht weil wir wartend herumstanden, sondern weil wir von Schalter zu Schalter und zurück und im Zickzack rennen mussten, um irgendwelche Formulare auszufüllen, da wieder etwas zu unterschreiben, dort einen Stempel zu holen…Kurz, alleine wäre ich wahrscheinlich bald heulend in einer Ecke gesessen…

An meinem letzten Abend war das Haus bei Lusia und Piotr noch einmal voll. Es gab neben einer russischen Spezialität auch ein Schweizergericht. Fondue!!!
Von einigen wurde es geliebt, für Matvejs Geschmack hatte es hingegen zu wenig FleischJ.

Weinend trennte ich mich am nächsten Tag am Flughafen von meiner kleinen Familie und landete in kürzester Zeit zurück in der Schweiz.

Grosses Wiedersehen mit Marco, den ich viereinhalb Monate nicht mehr gesehen hatte. Das nach Hause Kommen fiel mir viel leichter als beim letzten Mal, als ich von Moskau zurückkam.
Wir besuchten die Familie, Freunde… alles wunderbar. Ich war selbst erstaunt, wie gut alles ging. Vielleicht war das Rückflugticket (ein Flug hin und zurück war günstiger als nur einfach) in meiner Tasche daran Schuld... Doch der Termin rückte näher, von Moskau kamen häufig Mails „wir erwarten dich am 25. September…“, doch natürlich war ein Zurück ausgeschlossen.
Und so kam er doch noch… der Koller, heftig und zermürbend…

Nun habe ich mich wieder gefangen und es wird Zeit, dass ich ins Arbeitsleben einsteige, wieder als Zahnrad in diesem riesigen Triebwerk funktioniere, ohne ständig auszubüchsen…
Doch die Bilder leben weiter…

Die Abendsonne, die durch die weissen Stämme der Birken scheint - das Lied des Baikals, mal sanft, mal tosend - die endlosen, unberührten Wälder und die Flüsse, die sich ihren Weg durch das Dickicht suchen - die alten Frauen, die am Strassenrand ihre Pilze und Beeren verkaufen - wie der Zug in Sibirien scheinbar im Nichts anhält und Frauen und Männer sich mit Körben und Hurten in den Wald machen, um Vorräte für den Winter zu sammeln - und die vielen Begegnungen mit den Menschen, die vielen Gespräche…

So lange ich das alles nicht mit eigenen Augen sehe werde ich träumen…
Und wer weiss, vielleicht reise ich das nächste Mal nicht alleine…

Montag, 1. September 2008

Ich sass am Baikal und weinte...

Mit Zoja und Enkelkindern in Bolshoje Kotj



























Fussweg entlang des Baikals









BAIKAL – bereits der Klang dieses Wortes löst in mir so vieles aus, Gefühle, Erinnerungen…
Was verbindet mich nicht alles mit diesem riesigen, unergründlich tiefen See…
Letztes Jahr war es sicherlich etwas Besonderes, den Baikal zu sehen, doch noch war er ein Fremder.

4 Tage verbrachte ich mit Zoja und ihren Enkelkindern in einem kleinen Ort, der nur per Schiff oder zu Fuss erreichbar ist. Bolschoje Kotj. Nach beiden Seiten verläuft ein schmaler, aber guter Fussweg dem Baikal entlang. Alleine kehrte ich an diesen Ort nochmals zurück, um ein Stück dieses Weges zu begehen, um dem Baikal Lebewohl zu sagen und ihm zu danken…
Ich kniete an seinem Ufer, bewunderte wie schon so oft seine klare Tiefe, berührte seine Wellen und ein Sturm der Erinnerungen brach über mich herein.

Der Text im Lehrbuch letztes Jahr : ) - die Legende über die schöne Angara, die dem alten weisen Vater Baikal davonlief, weil sie sich in den wilden, jungen Fluss Enisej verliebte und seither als einziger Fluss den Baikal verlässt.
Die Zeit, die ich mit Sarah und Nora dort verbrachte im letzten Jahr…
…und vor allem unser Kampf durch die Taiga, um zu ihm zu gelangen.

Noch nie habe ich einen so schweren Weg auf mich genommen, um jemanden zu treffen… noch selten hat sich ein Weg so gelohnt. "Zum Glück haben wir die eine Abzweigung verpasst, was hätten wir nicht alles verpasst", meinte Sasha. Wie recht er hat.
Viele Flüsse, welche ebenfalls auf dem Weg zu ihm waren, spendeten uns ihr Wasser für Essen und um sich zu waschen.

Ich dachte daran, wie Sergei uns dank GPS kreuz und quer durch die Taiga bis an sein Ufer führte - die leuchtenden Augen, als wir die Taiga vollends hinter uns liessen und in der Ferne den Baikal erblickten – die Steine, welche wir zu seinen Fuessen aufhoben als Erinnerung (wie als Kind im Tessin) - wie Sasha und Madvej diese auf der Wasserfläche hüpfen liessen (Lusia muss noch etwas ueben ; ) – wie ich mich nach vier Tagen ohne Dusche in seinem eiskalten Wasser wusch… dachte mir bleibt das Herz stehen – wie Peter grosszügig Wasser zum Kochen holte und jedes Mal bis über die Knie durchnässt war, da die Wellen so unberechenbar sind… - wie Lena Andrej rügte, als er auf dem Schamanenfels herumkletterte – wie Andrej unermüdlich sein Fahrrad im See wusch – wie Lera sich auf der Insel von oben bis unten mit Schlamm beschmierte : ) - wie Maxim liebevoll über ihn schrieb – und wie vor Lusja kein Omul (Fisch der nur im Baikal vorkommt) sicher war, gebraten oder geräuchert, egal… - wie Zoja an seinem Ufer stand, die Arme zur Sonne streckte und für eine Weile unansprechbar war.
Immer wieder musste ich lächeln, während Tränen ins Wasser fielen (es ist trotzdem noch immer ein Süsswassersee : )

Danke Baikal – magisches Gewässer - das Lied deiner Wellen trage ich für immer in meinem Herzen…


Donnerstag, 28. August 2008

Überlistet…

Самая хитрая…

Про дороге на Аршан не надо много писать, смотрите самые…
















После 110 км и больше чем 1000 метров вперёд, я была конечно устала и медленно ехала последние 5 километров. На конец увидела деревню.
На тротуаре стали люди, которые сдавали на прокат квартиры.
Третья молодая женщина согласилась взять меня на одну ночью.
Деньги хотела сразу. Комната была в порядки, но холодная и затем я спросила у неё, что бы она растопила печь.
После первой попыткой, комната была вся дыму, пришлось всё открыть и затем ещё холоднее стало.
Ещё два раза я ей просила, но она не серьезно попробовала и печь не загорелась. На четвертой раз я уже нервничала и слазала ей: «Вы не уходите пока печь не загореть!» «Час!», сказала и пошла, я думала за спичками, но она тайно закрыла ей квартиру и ушла совсем.
Когда я это заметила, я даже поверит не могла, такая злость…
Я уже придумала где я завтра утро буду прятать чайник и плитку – но всё же предстояла мне холодная и бессонная ночь.
Возможно я бы могла открыть дверь квартиры девушек своим ключом? – Конечно не получилось. Но часто люди прядают ключ где-нибудь… Смотрела под цветком, схватила за полку и – нашла его.
Я открыла и легла спать в тёплой комнате и в удобной кровати.
У меня сильно билось сердце от радости. Я самая хитрая ; )
Я прекрасно спала и утром я дверь специально не закрыла, что бы она заметила, где я ночью провисла…


Überlistet…

Über den Weg nach Arschan brauche ich nicht viel zu sagen, schaut selbst…

Nach 110 km und über 1000 Höhenmeter schlich ich die letzten 5 km bis endlich das Dorf auftauchte.
Am Strassenrand standen Frauen mit Tafeln und boten Quartiere an. Die dritte war bereit mich zu beherbergen. Ziemlich schnell wollte sie das Geld sehen. Das Zimmer war soweit in Ordnung, jedoch sehr kalt und so bat ich sie den Ofen anzuheizen.
Nach dem ersten Versuch stand das Zimmer unter Rauch, so dass ich alles aufreissen musste und es noch kälter wurde. Noch zweimal musste ich sie bitten, doch sie brachte es nicht zustande – probierte es auch gar nicht wirklich.
Beim 4. Mal war ich bereits sehr genervt und meinte: „Sie gehen nicht eher aus diesem Raum, als dass das Feuer nicht brenne!“ „Gleich!“, meinte sie und ging raus. Ich dachte, um Zündhölzer zu holen, doch sie kam nicht zurück. Heimlich schloss sie nebenan ihr eigenes Quartier ab und verschwand. Als ich es merkte konnte ich es kaum glauben – solche Boshaftigkeit…
Wütend überlegte ich, wo ich am nächsten Morgen den Wasserkocher und die Herdplatte verstecken würde. Dennoch stand mir eine kalte und schlaflose Nacht bevor…
Vielleicht konnte ich ja mit meinem Schlüssel ihre Wohnung nebenan öffnen – ging natürlich nicht. Doch oft verstecken die Leute den Schlüssel irgendwo…
Blick unter die Blumentöpfe, Griff aufs Regal – Bingo!
Ich schloss auf und legte mich in einem warmen Zimmer in ein bequemes Bett. Mein Herz hüpfte vor Freude – überlistet ; )
Ich schlief wunderbar…
Damit sie es auch merken würde, ging ich morgens ohne wieder abzuschliessen aus dem Haus.