Mami und Freunde
Samstag, 26. Juli 2008
Freitag, 25. Juli 2008
Traumfahrt nach Sibirien
Piotr Ivanovitsch
Katze reist mit
Kategorie "Platzkart"
30 Minuten Halt in Novosibirsk
Mein Schlafplatz
Bereits hat sich die Daemmerung zwischen die Baeume geschlichen und schafft eine geheimnisvolle Stimmung, doch die weissen Staemme leuchten noch wie Fackeln im letzten Licht, der Dunkelheit zum Trotz.
Habt ihr noch nie einen Birkenwald einschlafen sehen... dann wird es Zeit...
Endlose Birken- und Kiefernwaelder, leuchtende violette Kerzen (Ivan-Chai), tiefblaue Seen und Fluesschen, eine Herde von Kuehen, bis zu den Baeuchen im Fluss, eine alte Frau in bunter Schuerze und Kopftuch goennt sich auf ihrem riesigen Kartoffelacker eine Pause und schaut lange dem Zug nach... was wie wohl denkt, sich wuenscht?
"Heisse Kartoffeln mit Huhn, Gurken, Eis, kaltes Bier, suesse Erdbeeren, wer moechte kaufen?" So toent es bei jedem Bahnhof mit laengerem Aufenthalt. Die Frauen sind auf den Verkauf ihrer Ware angewiesen, ausserdem sieht alles sehr verlockend aus und so bleibt mein Instandfood unbeachtet.
Manche rennen in einen nahegelegenen Laden, wie oft ist wohl schon das Gepaeck herrenlos weitergefahren... Mit angehaltenem Atem beobachte ich einen alten Mann, der mit Entsetzen begreift, dass sein Zug gerade losfaehrt. Er wirft seine Produkte rein und springt auf den fahrenden Zug auf. Alles gut gegangen, man hoert die Schaffnerin lauthals wettern.
Von Саша (Sascha), einem jungen Studenten werde ich ins Abteil eingeladen, um dort mit einem jungen Ehepaar, einem Grossvater Peter (Пётр) und ihm anzustossen. Vodka und Sprite zum Spuelen stehen auf dem Tisch. Der Vodka waermt die Kehle, brennt jedoch nicht. Wir berichten und lachen noch, als die Schaffnerin (Проводница) schon lange das Licht geloescht hat, nur vor Haltestellen mahnt Пётр zur Ruhe, falls die Polizei kaeme...
Die naechsten Tage verbringe ich in diesem Abteil, Саша steigt bereits am naechsten Tag in Omsk aus und ein lustiger Buriate steigt zu.
Nicht ganz so schwer wird der Abschied in Irkutsk. Пётр steigt ebenfalls hier aus und wir haben die Nummern getauscht. Auch dem jungen Ehepaar habe ich natuerlich gerne versprochen, sie in Ulan-Ude zu besuchen.
Waehrend dieser 4 Tage kam ich fast nie zum Lesen und keine Sekunde war mir langweilig...
Nie wuerde ich anstelle von "Platzkart" (offener Wagon) ein geschlossenes Abteil buchen.
Wie schoen war es, nun bei meiner russischen Babuschka anzukommen. Zoya drueckte mich vor dem Schlafengehen ganz fest an sich und sagte "Я тебя люблю!"
Ich bin in Sibirien angekommen...
30 Minuten Halt in Novosibirsk
Mein Schlafplatz
Bereits hat sich die Daemmerung zwischen die Baeume geschlichen und schafft eine geheimnisvolle Stimmung, doch die weissen Staemme leuchten noch wie Fackeln im letzten Licht, der Dunkelheit zum Trotz.
Habt ihr noch nie einen Birkenwald einschlafen sehen... dann wird es Zeit...
Endlose Birken- und Kiefernwaelder, leuchtende violette Kerzen (Ivan-Chai), tiefblaue Seen und Fluesschen, eine Herde von Kuehen, bis zu den Baeuchen im Fluss, eine alte Frau in bunter Schuerze und Kopftuch goennt sich auf ihrem riesigen Kartoffelacker eine Pause und schaut lange dem Zug nach... was wie wohl denkt, sich wuenscht?
"Heisse Kartoffeln mit Huhn, Gurken, Eis, kaltes Bier, suesse Erdbeeren, wer moechte kaufen?" So toent es bei jedem Bahnhof mit laengerem Aufenthalt. Die Frauen sind auf den Verkauf ihrer Ware angewiesen, ausserdem sieht alles sehr verlockend aus und so bleibt mein Instandfood unbeachtet.
Manche rennen in einen nahegelegenen Laden, wie oft ist wohl schon das Gepaeck herrenlos weitergefahren... Mit angehaltenem Atem beobachte ich einen alten Mann, der mit Entsetzen begreift, dass sein Zug gerade losfaehrt. Er wirft seine Produkte rein und springt auf den fahrenden Zug auf. Alles gut gegangen, man hoert die Schaffnerin lauthals wettern.
Von Саша (Sascha), einem jungen Studenten werde ich ins Abteil eingeladen, um dort mit einem jungen Ehepaar, einem Grossvater Peter (Пётр) und ihm anzustossen. Vodka und Sprite zum Spuelen stehen auf dem Tisch. Der Vodka waermt die Kehle, brennt jedoch nicht. Wir berichten und lachen noch, als die Schaffnerin (Проводница) schon lange das Licht geloescht hat, nur vor Haltestellen mahnt Пётр zur Ruhe, falls die Polizei kaeme...
Die naechsten Tage verbringe ich in diesem Abteil, Саша steigt bereits am naechsten Tag in Omsk aus und ein lustiger Buriate steigt zu.
Nicht ganz so schwer wird der Abschied in Irkutsk. Пётр steigt ebenfalls hier aus und wir haben die Nummern getauscht. Auch dem jungen Ehepaar habe ich natuerlich gerne versprochen, sie in Ulan-Ude zu besuchen.
Waehrend dieser 4 Tage kam ich fast nie zum Lesen und keine Sekunde war mir langweilig...
Nie wuerde ich anstelle von "Platzkart" (offener Wagon) ein geschlossenes Abteil buchen.
Wie schoen war es, nun bei meiner russischen Babuschka anzukommen. Zoya drueckte mich vor dem Schlafengehen ganz fest an sich und sagte "Я тебя люблю!"
Ich bin in Sibirien angekommen...
Duefte wie im Buch "Parfuem"
Steigst du bei der Station Kosmolenskovo aus, findest du dich schlagartig in einer anderen Welt wieder. Drei Bahnhoefe befinden sich hier und dementsprechend viel Volk. Ausserdem halten sich hier die traurigsten Gestalten der Stadt auf, die in einer Welle von Alkohol, Elend und Hoffnungslosigkeit schwimmen und wohl irgendwann davongspuelt werden. Alte und Junge in schmutzigen und ausgebeulten Kleidern, mit von Bluterguessen und Narben gezeichneten Armen und Beinen, dunkelblaue Falten unter den Augen und tote Blicke. Selbst wenn man sie waschen, friesieren und in einen Anzug stecken wuerde, ihre abgeloeschten Augen wuerden sie verraten.
Von einem Stand weht mir der verlockende Duft von gefuellten Broetchen entgegen, ein Hund streift mein Bein, ohne mich jedoch zu beachten, auf der Suche nach etwas Essbarem. Auf der Suche nach meinem Perron gerate ich in eine Seitengasse, die mit Pfuetzen und Schlamm bedeckt ist. Beissender Uringeruch schlaegt mir entgegen, am Boden liegt ein Obdachloser ausser Besinnung, von einem heftigen Krampf geschuettelt. Drei andere stehen ratlos herum, der eine schuettelt den Ungluecklichen, der andere raunt, er solle ihn in Ruhe lassen. Es beginnt zu regnen.
Schnell kehre ich um und draenge mich mit den anderen unter die kuemmerlichen Dachvorspruenge, ohne Erfolg, der Wind peitscht uns den Regen entgegen... Was solls, bald wird es aufhoeren und die Sonne trocknet schnell.
Endlich finde ich meinen Zug, Wagen 15 und ueberlege, ob ich den Dienst einer der Maenner mit den lottrigen Gepaeckwagen in Anspruch nehmen soll, die Riemen der Taschen scheiden sich schmerzend in meine Haende. Ich entscheide mich zum Glueck tapfer dagegen, denn der Zug faengt bei Wagen 17 an : )
Als ich meinen Wagon betrete bin ich froh, das Fahrrad und ein Teil meiner Sachen im Gepaeckwagon abgegeben zu haben. Es ist eng, stickig und riecht nach Alkohol und Schweiss...
"Wenn der Zug faehrt wird es besser...", beruhigt mich meine freundliche Mitfahrerin Tatjana. Leider steigt sie schon um halb zehn abends wieder aus. Sie besucht ihre Mutter und freut sich wie ein Kind. Eine leckere Suppe wie kein anderer sie zubereiten koenne stuende fuer sie bereit...
Noch 4 Naechte und 3 volle Tage bis Irkutsk...
Von einem Stand weht mir der verlockende Duft von gefuellten Broetchen entgegen, ein Hund streift mein Bein, ohne mich jedoch zu beachten, auf der Suche nach etwas Essbarem. Auf der Suche nach meinem Perron gerate ich in eine Seitengasse, die mit Pfuetzen und Schlamm bedeckt ist. Beissender Uringeruch schlaegt mir entgegen, am Boden liegt ein Obdachloser ausser Besinnung, von einem heftigen Krampf geschuettelt. Drei andere stehen ratlos herum, der eine schuettelt den Ungluecklichen, der andere raunt, er solle ihn in Ruhe lassen. Es beginnt zu regnen.
Schnell kehre ich um und draenge mich mit den anderen unter die kuemmerlichen Dachvorspruenge, ohne Erfolg, der Wind peitscht uns den Regen entgegen... Was solls, bald wird es aufhoeren und die Sonne trocknet schnell.
Endlich finde ich meinen Zug, Wagen 15 und ueberlege, ob ich den Dienst einer der Maenner mit den lottrigen Gepaeckwagen in Anspruch nehmen soll, die Riemen der Taschen scheiden sich schmerzend in meine Haende. Ich entscheide mich zum Glueck tapfer dagegen, denn der Zug faengt bei Wagen 17 an : )
Als ich meinen Wagon betrete bin ich froh, das Fahrrad und ein Teil meiner Sachen im Gepaeckwagon abgegeben zu haben. Es ist eng, stickig und riecht nach Alkohol und Schweiss...
"Wenn der Zug faehrt wird es besser...", beruhigt mich meine freundliche Mitfahrerin Tatjana. Leider steigt sie schon um halb zehn abends wieder aus. Sie besucht ihre Mutter und freut sich wie ein Kind. Eine leckere Suppe wie kein anderer sie zubereiten koenne stuende fuer sie bereit...
Noch 4 Naechte und 3 volle Tage bis Irkutsk...
Samstag, 19. Juli 2008
Petersburg und Moskau
Moschee in Petersburg
Die Erloeserkirche in Petersburg
Petersburg bei Nacht
Petersburg bei Nacht
Metro Moskau
Strassenkuenstler
Kirche in Moskau
Universitaet (Stalingebaeude)
Blick auf Moskau bei Nacht
Die 4 Tage in Petersburg bildeten einen schoener Ausklang. Ich war froh, dass Edith, Hanspi und Ma nicht gleich nach der Tour nach Hause flogen wie die meisten.
Petersburg ist eine glaenzende und prunkvolle Stadt wie kaum eine andere, doch trotzdem uebte sie nie diese Faszination auf uns aus wie Moskau. Ob es an den im europaeischen Stil erbauten Hauser liegt, oder daran dass die Menschen in Petersburg viel unzufriedener und gehaessiger erscheinen als sonstwo... ich weiss es nicht...
Trotzdem hatten wir eine lustige Zeit, assen ausgezeichnet und legten auf unseren taeglichen Rundgaenge bestimmt nicht wenige Kilometer zurueck.
Nun bin ich zurueck in Moskau bei Tatjana (der Koechin) und werde hervorragend bekocht. Der Zug nach Sibirien faehrt bereits morgen. 4 Tage Zugfahren fuer nur 2900 Rubel (ca. 130 Fr.).
Allerdings handelt es sich dabei um den guenstigsten Platz den man bekommen kann... ich bin gespannt.
Das Fahrrad verlade ich in den Gepaeckwagon, davon wurde mir zwar abgeraten, doch ich nehme lieber dieses Risiko auf mich als noch einmal von Zugpersonal und Fahrgaesten beschimpft zu werden...
Sobald das Gepaeck abgegeben ist werde ich mich auf meine Reise freuen, bis dahin bleibe ich angespannt...
Universitaet (Stalingebaeude)
Blick auf Moskau bei Nacht
Die 4 Tage in Petersburg bildeten einen schoener Ausklang. Ich war froh, dass Edith, Hanspi und Ma nicht gleich nach der Tour nach Hause flogen wie die meisten.
Petersburg ist eine glaenzende und prunkvolle Stadt wie kaum eine andere, doch trotzdem uebte sie nie diese Faszination auf uns aus wie Moskau. Ob es an den im europaeischen Stil erbauten Hauser liegt, oder daran dass die Menschen in Petersburg viel unzufriedener und gehaessiger erscheinen als sonstwo... ich weiss es nicht...
Trotzdem hatten wir eine lustige Zeit, assen ausgezeichnet und legten auf unseren taeglichen Rundgaenge bestimmt nicht wenige Kilometer zurueck.
Nun bin ich zurueck in Moskau bei Tatjana (der Koechin) und werde hervorragend bekocht. Der Zug nach Sibirien faehrt bereits morgen. 4 Tage Zugfahren fuer nur 2900 Rubel (ca. 130 Fr.).
Allerdings handelt es sich dabei um den guenstigsten Platz den man bekommen kann... ich bin gespannt.
Das Fahrrad verlade ich in den Gepaeckwagon, davon wurde mir zwar abgeraten, doch ich nehme lieber dieses Risiko auf mich als noch einmal von Zugpersonal und Fahrgaesten beschimpft zu werden...
Sobald das Gepaeck abgegeben ist werde ich mich auf meine Reise freuen, bis dahin bleibe ich angespannt...
Der Goldene Ring
Unser Track wird beladen
Platz an der Wolga
Kleiner Rabe in der Stadt
Chaotischer Museumsbesuch
Naja.. sauber ist anders..
Nach so langer Pause faellt es mir schwer, irgendwo anzufangen… Vielleicht am Anfang : )
Kaum konnte ich es erwarten, bis endlich meine Mutter und Freunde ankamen, umso freudiger war die Begruessung.
3 Wochen standen uns bevor! Wie ich mich nach unseren vertrauten Gespraechen gesehnt hatte…
Nach einer etwas oberflaechlichen Stadtbesichtigung, bei der wir es uns zum Spass machten, Frauen auf schwindelerregend hohen Absaetzen zu fotographieren, starteten wir am darauffolgenden Tag die Tour.
Neben dem Radfahren besichtigten wir eine Reihe von Kirchen und Museen.
· ein Buegeleisenmuseum (spannender als es klingt)
· ein Eisenbahnmuseum (das einzige was mich hier interessierte war das Dressinenfahren : )
· ein Vodkamuseum
· ein Schulhaus (in dem wir nicht ohne Entsetzen eine Smile-Liste fuer sauberes Erscheinen in der Schule
entdeckten)
· einen heiligen Stein, auf den die (aberglaeubischen) Russen schmerzende Koerperteile hielten
· ein musikalisches Museum (die Kunst des Glockenspiels wurde vorgetragen)
· ein Stiefelmuseum
· ein nach altem Stil nachgebautes russisches Dorf
· eine Bierbrauerei
· das Haus einer Babuschka
· eine Schmuckfabrik
· Museen von Kuenstlern und Saengern
· Museen ueber die verschiedenen Staedte, die wir besichtigten
Wir waren eine witzige Gruppe, zusammengewuerfelt aus Amerikanern, Australiern, einem Franzosen, Russen und Schweizern, das Sprachenchaos war vorprogrammiert. Ich ging anfangs besonders dem Franzosen aus dem Weg, denn ich hatte das Gefuehl, kein Wort Franzoesisch mehr zu koennen… doch ich war nicht die Einzige. Nicht selten antwortete ich dem Franzosen mit “da” und den Russen mit “oui”.
Wie es zu erwarten war, kaufte meine Mutter gleich anfangs der Tour Hundefutter, welches die meisten jedoch verschmaehlten. So musste immer wieder unser “Gutzivorrat” dran glauben und Hunde hatte es viele. Zu meiner Beruhigung waren es aber meistens gutmuetige oder desinteressierte Tiere.
Machten wir in einem Dorf oder einer Stadt Halt, und sei es nur um im Laden einzukaufen, verbreitete sich diese Neuigkeit wie ein Buschfeuer. Auf alten, klapprigen Fahrraedern oder zu Fuss kamen sie daher. Einige beobachteten uns nur von Weitem, andere waren neugieriger und stellten Fragen. Doch nie blieb es bei den Fragen, immer wurde man auch gleich ueber geschichtliche Ereignisse oder Sehenswuerdigkeiten, ueber Helden die hier gelebt hatten und heilige Plaetze informiert, meist von aelteren Bewohnern.
Diese alten Menschen mit den zerfurchten Gesichtern, den gekruemmten Ruecken und den trueben Augen, loesten in mir unmittelbar Ehrfurcht und Bewunderung aus.
Was hatten sie doch schon alles erlebt, wie viel entbehren muessen, wie viele Aengste durchlitten… und trotzdem nie ganz den Mut verloren…
Ein russischer Schriftsteller schrieb: “Ja Gott, wir haben in einer aufregenden Zeit gelebt, doch wir haben dich nicht darum gebeten…”.
Ein Abend an der Volgabank werde ich wahrscheinlich nie vergessen…
Nach einem leckeren Essen von unserer Koechin Tatjana, sassen wir noch in einer lustigen Runde zusammen. Vladimir (der Hauptleiter) hatte den Hausherrn dieser Unterkunft gebeten, die Bannia einzuheizen und erinnerte uns nun daran, dass sie bereit sei. Niemand hatte so richtig Lust auf dieses russische Dampfbad, doch aus schlechtem Gewissen zogen meine Mutter und ich uns um. Zum Glueck, denn es war traumhaft.
Nachdem wir uns in dieser Schwitzkammer genuegend aufgeheizt hatten, rannten wir durch die Buesche in die Volga. Zwischen tausenden von Muecken schwammen wir ein Stueck dem Sonnenuntergang entgegen.
“Ich kann es nicht glauben, dass ich in Russland in der Volga schwimme, dass ich wirklich in Russland bin!”
Schon seit sie 12 war traumte meine Mutter von diesem fernen, unbekannten und riesigen Land, hatte schon damals die Zeitschrift Sowjetunion-Schweiz abonniert, welche monatlich von Russland zu ihr ins Haus flatterte. Niemals hatte sie geglaubt, tatsaechlich einmal russische Erde zu beruehren…
Als wir zurueck ins Haus kamen, war Andrey (ein russischer Teilnehmer) gerade dabei, russische Lieder zu singen und mit der Gitarre zu begleiten. Er sang so schoen und mit so viel Gefuehl, dass ich fast sentimental wurde… Besonders deshalb, weil ich von ihm eine solche Begabung nie erwartet haette (einerseits zeigte er leicht authistische Zuege, verhielt sich manchmal etwas kindhaft, besass aber andererseits ein ungeheures Wissen ueber Geschichte und Gegenwart seines Landes, ueber Kuenstler und Saenger, ausserdem sprach er gut englisch).
Der letzte Abend der Tour war etwas ganz Besonderes…
Eine Babuschka und ihre Tochter hatten fuer uns ein wunderbares Nachtessen mit Kartoffeln, Fleisch und Blinee (Crepes) zubereitet. Ausserdem tranken wir zum Auftakt einen russischen Champagner, dann russischen Wein, Vodka und Kwass (ein gegaertes Schwarzbrotgetraenk).
Das alles blieb nicht ohne Wirkung. Nachdem Andrey nochmals seine schoensten Lieder zum Besten gegeben hatte, waren wir dran.
Hanspi und Edith stimmten italienische und scheizerdeutsche Lieder an und wir liessen uns schnell mitreissen. Alle Schweizer sangen den Text und Tatjana traellerte begeistert den Refrain mit “Singin eiei, jupijupi ei…” : ) Die Hintergrundmusik lieferten hunderte von Stechmuecken, welche verzweifelt ein Stueck Haut suchten, welches nicht nach Anti-Brumm miefte…
Trotz Betteln wollten die Amerikaner nicht mit einem Yankeesong (Hanspi-Sprache) herausruecken, in einer Ecke fingen sie dann doch leise an und wurden dann immer lauter und ausgelassener.
Erst weit nach Mitternacht zogen wir uns in den Heustock zurueck, der sich in einem Schopf befand, welcher dem schiefen Turm von Pisa reichlich Konkurrenz machte.
Die Tour war ein echtes Erlebnis und ein super Einstieg auf meine Russlandreise, die ich nun alleine vortsetzen werde.
Die Trennung hatten Erika und ich schon vor Russland beschlossen – ich fuehlte mich einfach nicht mehr wohl, wir wussten nicht worueber wir zusammen sprechen sollten…
Trotzdem werden wir uns in Sibirien wieder treffen, doch reisen wird jeder fuer sich alleine.
Kleiner Rabe in der Stadt
Chaotischer Museumsbesuch
Naja.. sauber ist anders..
Nach so langer Pause faellt es mir schwer, irgendwo anzufangen… Vielleicht am Anfang : )
Kaum konnte ich es erwarten, bis endlich meine Mutter und Freunde ankamen, umso freudiger war die Begruessung.
3 Wochen standen uns bevor! Wie ich mich nach unseren vertrauten Gespraechen gesehnt hatte…
Nach einer etwas oberflaechlichen Stadtbesichtigung, bei der wir es uns zum Spass machten, Frauen auf schwindelerregend hohen Absaetzen zu fotographieren, starteten wir am darauffolgenden Tag die Tour.
Neben dem Radfahren besichtigten wir eine Reihe von Kirchen und Museen.
· ein Buegeleisenmuseum (spannender als es klingt)
· ein Eisenbahnmuseum (das einzige was mich hier interessierte war das Dressinenfahren : )
· ein Vodkamuseum
· ein Schulhaus (in dem wir nicht ohne Entsetzen eine Smile-Liste fuer sauberes Erscheinen in der Schule
entdeckten)
· einen heiligen Stein, auf den die (aberglaeubischen) Russen schmerzende Koerperteile hielten
· ein musikalisches Museum (die Kunst des Glockenspiels wurde vorgetragen)
· ein Stiefelmuseum
· ein nach altem Stil nachgebautes russisches Dorf
· eine Bierbrauerei
· das Haus einer Babuschka
· eine Schmuckfabrik
· Museen von Kuenstlern und Saengern
· Museen ueber die verschiedenen Staedte, die wir besichtigten
Wir waren eine witzige Gruppe, zusammengewuerfelt aus Amerikanern, Australiern, einem Franzosen, Russen und Schweizern, das Sprachenchaos war vorprogrammiert. Ich ging anfangs besonders dem Franzosen aus dem Weg, denn ich hatte das Gefuehl, kein Wort Franzoesisch mehr zu koennen… doch ich war nicht die Einzige. Nicht selten antwortete ich dem Franzosen mit “da” und den Russen mit “oui”.
Wie es zu erwarten war, kaufte meine Mutter gleich anfangs der Tour Hundefutter, welches die meisten jedoch verschmaehlten. So musste immer wieder unser “Gutzivorrat” dran glauben und Hunde hatte es viele. Zu meiner Beruhigung waren es aber meistens gutmuetige oder desinteressierte Tiere.
Machten wir in einem Dorf oder einer Stadt Halt, und sei es nur um im Laden einzukaufen, verbreitete sich diese Neuigkeit wie ein Buschfeuer. Auf alten, klapprigen Fahrraedern oder zu Fuss kamen sie daher. Einige beobachteten uns nur von Weitem, andere waren neugieriger und stellten Fragen. Doch nie blieb es bei den Fragen, immer wurde man auch gleich ueber geschichtliche Ereignisse oder Sehenswuerdigkeiten, ueber Helden die hier gelebt hatten und heilige Plaetze informiert, meist von aelteren Bewohnern.
Diese alten Menschen mit den zerfurchten Gesichtern, den gekruemmten Ruecken und den trueben Augen, loesten in mir unmittelbar Ehrfurcht und Bewunderung aus.
Was hatten sie doch schon alles erlebt, wie viel entbehren muessen, wie viele Aengste durchlitten… und trotzdem nie ganz den Mut verloren…
Ein russischer Schriftsteller schrieb: “Ja Gott, wir haben in einer aufregenden Zeit gelebt, doch wir haben dich nicht darum gebeten…”.
Ein Abend an der Volgabank werde ich wahrscheinlich nie vergessen…
Nach einem leckeren Essen von unserer Koechin Tatjana, sassen wir noch in einer lustigen Runde zusammen. Vladimir (der Hauptleiter) hatte den Hausherrn dieser Unterkunft gebeten, die Bannia einzuheizen und erinnerte uns nun daran, dass sie bereit sei. Niemand hatte so richtig Lust auf dieses russische Dampfbad, doch aus schlechtem Gewissen zogen meine Mutter und ich uns um. Zum Glueck, denn es war traumhaft.
Nachdem wir uns in dieser Schwitzkammer genuegend aufgeheizt hatten, rannten wir durch die Buesche in die Volga. Zwischen tausenden von Muecken schwammen wir ein Stueck dem Sonnenuntergang entgegen.
“Ich kann es nicht glauben, dass ich in Russland in der Volga schwimme, dass ich wirklich in Russland bin!”
Schon seit sie 12 war traumte meine Mutter von diesem fernen, unbekannten und riesigen Land, hatte schon damals die Zeitschrift Sowjetunion-Schweiz abonniert, welche monatlich von Russland zu ihr ins Haus flatterte. Niemals hatte sie geglaubt, tatsaechlich einmal russische Erde zu beruehren…
Als wir zurueck ins Haus kamen, war Andrey (ein russischer Teilnehmer) gerade dabei, russische Lieder zu singen und mit der Gitarre zu begleiten. Er sang so schoen und mit so viel Gefuehl, dass ich fast sentimental wurde… Besonders deshalb, weil ich von ihm eine solche Begabung nie erwartet haette (einerseits zeigte er leicht authistische Zuege, verhielt sich manchmal etwas kindhaft, besass aber andererseits ein ungeheures Wissen ueber Geschichte und Gegenwart seines Landes, ueber Kuenstler und Saenger, ausserdem sprach er gut englisch).
Der letzte Abend der Tour war etwas ganz Besonderes…
Eine Babuschka und ihre Tochter hatten fuer uns ein wunderbares Nachtessen mit Kartoffeln, Fleisch und Blinee (Crepes) zubereitet. Ausserdem tranken wir zum Auftakt einen russischen Champagner, dann russischen Wein, Vodka und Kwass (ein gegaertes Schwarzbrotgetraenk).
Das alles blieb nicht ohne Wirkung. Nachdem Andrey nochmals seine schoensten Lieder zum Besten gegeben hatte, waren wir dran.
Hanspi und Edith stimmten italienische und scheizerdeutsche Lieder an und wir liessen uns schnell mitreissen. Alle Schweizer sangen den Text und Tatjana traellerte begeistert den Refrain mit “Singin eiei, jupijupi ei…” : ) Die Hintergrundmusik lieferten hunderte von Stechmuecken, welche verzweifelt ein Stueck Haut suchten, welches nicht nach Anti-Brumm miefte…
Trotz Betteln wollten die Amerikaner nicht mit einem Yankeesong (Hanspi-Sprache) herausruecken, in einer Ecke fingen sie dann doch leise an und wurden dann immer lauter und ausgelassener.
Erst weit nach Mitternacht zogen wir uns in den Heustock zurueck, der sich in einem Schopf befand, welcher dem schiefen Turm von Pisa reichlich Konkurrenz machte.
Die Tour war ein echtes Erlebnis und ein super Einstieg auf meine Russlandreise, die ich nun alleine vortsetzen werde.
Die Trennung hatten Erika und ich schon vor Russland beschlossen – ich fuehlte mich einfach nicht mehr wohl, wir wussten nicht worueber wir zusammen sprechen sollten…
Trotzdem werden wir uns in Sibirien wieder treffen, doch reisen wird jeder fuer sich alleine.
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